Monday, September 04, 2006

Nur Irre in dieser Stadt...

Heute war wieder mal so ein Tag, wo ich mit lauter seltsamen Gestalten zu tun hatte. Alles ging schon heute morgen los, als ich nämlich beim Arbeitsamt--- verzeihung, der Agentur für Arbeit angerufen habe. Ich werde ja diesen Monat noch ein paarmal arbeiten gehen, und das eben neben dem ALG her. Und um das zu dürfen, braucht man eine Bescheinigung. Oder irgendwas anderes papierkramiges eben, damit die liebe Agentur für Arbeit auch Bescheid weiß. Und da mir eben mein Berater gesagt hat, das wäre alles kein Problem, ich sollte einfach anrufen und dann würde mir das Formular zugeschickt, habe ich also angerufen. Zumindest versucht habe ich es. Da meldet sich ja zunächst mal so eine Tante vom Band mit Anweisungen. "Wenn Sie Fragen zum Thema Hartz IV haben, drücken Sie bitte die Taste 2 an ihrem Telefon! Wenn Sie Fragen zum Thema Kindergeld haben, drücken Sie bitte die Taste 5 an ihrem Telefon! Wenn Sie Fragen zur Benutzung eines Klosetts haben, drücken Sie bitte die Taste 00 an ihrem Telefon!" Nun gut, die letzte Ansage ist zugegebenermaßen von mir frei erfunden. Allerdings, wirklich wundern würde mich auch so eine Ansage nicht. Ganz wichtig scheint ja der Zusatz "...an ihrem Telefon!" zu sein. Wer weiß, wo so mancher Anrufer sonst drücken würde... oder womöglich schon gedrückt und sich dann beschwert hat. Nun gut, ich wollte nun aber weder etwas zum Thema Hartz IV noch zum Thema Kindergeld wissen, so schlimm bin ich ja auch noch nicht dran. Ich gehörte vielmehr zu der Gruppe der Anrufer die "bei allen anderen Anfragen an die Agentur für Arbeit die Taste 8 an ihrem Telefon" drücken durfte. Gesagt, getan. War ja keine große geistige Leistung. Dann allerdings erklärte mir eine andere Trulla vom Band, daß mein Anruf wegen des hohen Anrufaufkommens leider nicht entgegengenommen werden könnte und ich es doch bitte ein anderes Mal erneut versuchen sollte. Na sicher. Kein Thema, wozu hat man die Wahlwiederholung?! Also das ganze Prozedere nochmal von vorn. "Wenn Sie Fragen..." Jawohl, ich habe immer noch Fragen. Diesmal hieß es immerhin schon mal "Die nächste freie Leitung ist für sie reserviert!" Erinnerte mich irgendwie an die Werbung mit dem Call Center. Die Warteschleifenmusik war etwa genau so nervtötend. Ich bin sicher, das machen die mit Absicht, das mit der nervigen Musik. Und dazu noch diese suggestive Bandansage, "Wenn ihnen die Wartezeit zu lang wird, bitten wir sie, zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzurufen!" Die wollen gar nicht mit einem telefonieren. Die wollen einen loswerden, indem sie einen mit dieser unsäglichen Musik bedudeln! Aber nicht mit mir, liebe Freunde der Volksmusik!!! Ich habe schon Musik erlebt, davon können solche Warteschleifen nur träumen! Ich habe Sabrina Setlur ertragen, ich habe Samantha Maxine ertragen, ich habe Playback-Travestie-Shows ertragen, also werde ich diese Warteschleife auch weiterhin ertragen! So lange mußte ich sie aber gar nicht mehr ertragen, denn plötzlich hieß es wieder "Wir bedauern, daß wir ihren Anruf nicht persönlich entgegennehmen konnten und bitten sie, zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzurufen!" Ja nee, is klar. Drei Minuten Warteschleife für Nüsse?! Das nennt sich Service. Also nochmal die Wahlwiederholung bemüht, aber diesmal der Bandansage gleich den Hahn abgedreht. "Wenn sie..." Bipp... Meine 8 kam schneller, ätsch! Und wieder rein in die Warteschleife und das unsägliche Gedudel ging von vorne los. Aber, oh Wunder, diesmal hatte ich doch tatsächlich am Ende auch eine Telefonistin am Apparat. Sie würde mal eben schauen, welche Angaben sie denn von mir bräuchte. Ja bitte... Ob ich denn meine Kundennummer zur Hand hätte. Das muß man sich geben, heutzutage kriegt man vom Arbeitsamt eine Kundennummer! Früher mußte man sich die Nümmerchen noch selber am Automaten ziehen. Wo ich denn meine Aushilfstätigkeit ausüben würde, frug sie als nächstes. Im Hintergrund hörte man sie auf ihren Computer einhacken. Nicht sonderlich schnell, wie ich anmerken möchte. Immerhin, dann hatte sie alle Angaben und würde mir den Vordruck zuschicken. Na bitte, es geht doch! Schwere Geburt, das...
Weiter ging es dann heute nachmittag um zwei zu einem Termin in der Sparkasse. Mußte mal sein, mit Ende der Ausbildung lief ja meine Gebührenbefreiung ab. Naja, kannze machen nix, kannze nur gucken zu. Also Gespräch mit einer Sparkassendame, die irgendwie den Eindruck machte, nicht sonderlich viel älter zu sein als ich selbst. Aber sie wußte mehr als ich. Nämlich zum Beispiel, wohin das Geld fließt, daß mir jeden Monat für irgendwelche Fonds von meinem Konto abgebucht wird. Und - was noch viel wichtiger war - sie konnte mir auch erklären, wie ich bei Bedarf wieder an die Kohle rankomme. Und sowas ist immer verdammt gut zu wissen. Ein wenig stutzig machte mich nur die Tatsache, daß als Auszahlungskonto das Konto meiner Frau Mutter gelistet war. Das hat sie ja sehr drollig gemacht... Von meinem Konto kommt die Kohle und auf ihres gehts. Wovon ich ja gerade träume... Ich denke, das sollte bei Gelegenheit geändert werden, und zwar dringend! Alles in allem darf der Termin aber unter "erfolgreich" verbucht werden, immerhin ist meine Gebührenbefreiung noch bis Ende September verlängert worden, ich habe ein paar Euros gewinnbringend angelegt und ich weiß endlich, wohin meine Kohle geht. So far, so good.
Letzter Punkt auf der To-Do-Liste war dann ein Besuch bei der Post, ein paar eBay-Sachen verschicken. Nun ist unsere Post ja seit einigen Jahren kein Postamt mehr, sondern eine dieser Postagenturen (schon wieder eine Agentur, das scheint in Mode zu kommen...), untergebracht im Extra-Markt. Ist ja auch alles gut und schön, da kommt man wenigstens einmal die Woche in jedem Fall bei der Post vorbei, nämlich freitags oder samstags beim Einkaufen. Allerdings leidet diese sonst doch sehr putzige Poststelle unter ihren Bediensteten... Heute war es auch wieder gnadenlos gut. Was als erstes ins Auge stach war der Zettel mit der Aufschrift "Schalter geschlossen! Computer defekt!", der an einem der beiden Flachbildschirme klebte. Das fing ja schon gut an. Und hinter dem einzigen funktionsfähigen Schalter stand, na wer wohl, der ewig knötterige Schwabe. Genau, der Typ, der schon in einem meiner vorherigen Post Erwähnung gefunden hatte. Der Typ, dessen Wortschatz Alltagsphrasen wie "Guten Tag!", "Danke!" oder auch "Auf Wiedersehen!" nicht beinhaltet. Der Typ, der im Wettlauf gegen eine Zeitlupe den Kürzeren zieht. Der Typ, über den laut meinem Vater seinerzeit Hannes Wader textete: "Er sah als Jugendlicher schon aus wie eine Nachnahme..." Als Nachnahme war er wenigstens noch gut dran, heute sieht er aus wie Annahme verweigert. Wie dem auch sei, neben ihm am anderen, nicht betriebsfähigen Schalter stand eine Dame mit multinuanciert-blondiertem Haar, Modell marmorierter Afghane, die löblicherweise versuchte, die immer länger werdende Schlange zu entzerren, indem sie den Verkauf von Briefmarken und die Abfertigung postalischer Sendungen übernahm. Aber nach dem Motto "No good deed goes unpunished" trat ich also aus der Reihe der Postbankkunden heraus, stiefelte mit meinen drei Briefen zu dem marmorierten Wischmopp, sagte freundlich "Guten Tag" und bekam sogar eine Antwort, und legte meine drei Sendungen vor ihr auf den Tresen. Ob ich dafür Briefmarken bräuchte, frug sie. Selbstverständlich, ohne Briefmarken befördert die Post den Krempel noch nicht! Es gibt Fragen... Also legte sie erstmal den ersten Brief mit einer CD als Inhalt auf die Briefwaage. Es dauerte, nun, sagen wir, länger als gewöhnlich, bis die Fusseljule ermittelt hatte, daß der Brief eine Briefmarke zu 1,45€ benötigen würde, um seinen Empfänger zu erreichen. So weit, so gut. Aber oh weh, war da doch noch so ein Brief?! Und 2x1,45€ waren... Ehrlich, ich bin auch kein Mathematik-Genie, aber auf 2,90€ komme ich doch gerade noch ohne Taschenrechner. Der blonde Feudel aber nicht. Und wie das mit Taschenrechnern eben so ist, wenn man mal einen braucht, ist keiner griffbereit. Höflich - und zugegebenermaßen ungeduldig - wie ich nun einmal bin, hab ich ihr ausgeholfen. Dann war da aber noch dritte Brief, und der ging definitiv nicht mehr für 1,45€ durch. Die Nachnahme vom anderen Schalter half dann auch noch mal aus, so daß ich dann doch irgendwann noch meine Briefe und mein Geld loswerden konnte. Ganz schwere Geburt, dieses!!! Bei dieser Poststelle erlebt man auch immer wieder was Neues...
Krönender Abschluß war dann wieder einmal meine Frau Mutter, die mich irgendwann um kurz vor acht Uhr abends noch antelefonierte. Ob ich ihr denn unten den Winzerkönig aufnehmen könnte, 20:15 Uhr im Ersten. Na also bitte... Wenn ich so einen geistigen Dünnschiss aufnehme, dann sicherlich NUR unten! Aber wie immer, so ein Anruf kommt immer kurz vorm Dicken. Heutzutage geht es ja noch, da hat dieser Festplattenrekorder ja doch seine Vorteile, da kann man hunderte von Stunden durchgehend solchen geistigen Sondermüll aufnehmen, wie ihn Frau Mutter gerne guckt. Heute werden auch die Anrufe - wenn man Glück hat - früh genug getätigt. Früher war das anders. Da wurde dann drei Minuten vor Beginn einer Sendung angerufen, und auf die Frage, auf welcher Videokassette ich denn aufnehmen sollte, hieß es immer "Musste mal gucken, da liegt bestimmt noch eine!" Nee klar... Da lagen Zillionen von Videokassetten, nur waren die alle proppevoll mit all dem geistigen Abraum, den sich Frau Mutter aufnehmen ließ und dann schlußendlich nie geguckt hat. Aber hauptsache, man hat mal die schlafenden Hühner aufgescheucht... Und dann wurde sich hinterher noch beschwert, wenn bei einer Aufnahme die ersten fünf Minuten fehlten. Nur Bekloppte in der Hütte...

Stimmung: okay... ~*~ Musik: Bruce Springsteen - Mrs McGrath

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

argh hör mir mit dem anrufen beim arbeitsamt auf... *gnah* ich hasse diese blöde ansage, die haben wir nämlich auch! rausgeflogen bin ich zwar noch nicht (das fehlte auch noch!) aber lang genug hing ich auch schon in der warteschleife, um dann noch dreimal verbunden zu und schließlich mit zwei sätzen auskunft abgespeist zu werden. das arbeitsamt kommt bei mir gleich nach der bahn...!!!

9/05/2006 12:41 PM  

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