Thursday, August 24, 2006

Convenience macht doof

Keine Ahnung, wie ich gerade jetzt auf dieses Thema komme. Eigentlich hatte ich ja schon im Bett gelegen, mit dem festen Vorsatz, gleich mit meinem Kopfkissen über das aktuelle Weltgeschehen zu sinnieren. Der Laptop war auch schon runtergefahren (jawohl, diesmal richtig, nicht nur in den Ruhezustand), Licht ist auch aus, und meinereiner war schon in seine froschgrüne IKEA-Bettwäsche gewickelt. Aber wie das halt so ist... Immer dann, wenn man es entweder am wenigsten brauchen kann oder aber auch am wenigsten damit rechnet, ploppt so ein Gedanke auf. Und der wird dann weitergesponnen. Und irgendwann kommt der Punkt, wo der Gedanke sich gerne in Textform sehen würde, bevor er sich wieder verflüchtigt wie ein warmer Darmwind. Und das hier ist das Ergebnis.
Wir alle kennen das ja... Man hat Hunger wie ein Bär, aber entweder nicht die Zeit oder nicht die Lust, sich ein großes Menü zusammen zu kochen. Was liegt da dann näher als das, was in der Fachsprache so schön "Convenience Food" heißt. Also Dosengerichte, Tütensuppen und all so ein Zeug. Die Nahrungsmittelindustrie macht es einem ja wirklich einfach. Einfach Dose auf, den Inhalt in eine Schüssel, die Schüssel in die Mikrowelle und *bing*, maximal drei Minuten später hat man was zu Essen auf dem Tisch. Oder auch Wasser aufsetzen, Suppentüte aufreißen, alles einrühren und 10 Minuten kochen lassen, fertig ist die Suppe. Schnell und einfach. Ich gebs ja zu, ich bin auch ein Fan von Dosen- und Tütengerichten. Ich bin meistens schlicht und einfach zu faul, was anderes zu machen. Ich meine, ich liebe zum Beispiel auch Bratkartoffeln, aber um die zu machen müßte ich mich ja erst hinstellen und die Kartoffeln schälen und schnibbeln und alles. Bis ich damit fertig bin, bin ich im Ernstfall verhungert. Da geht Dosenfutter schneller. Knoblauchsuppe gehört auch zu meinen Lieblingsgerichten. Aber die dauert leider auch so lange in der Zubereitung. Wobei, das mag auch an meiner Wahl der Zutaten liegen... unter acht Knoblauchzwiebeln geht bei mir da nämlich nichts. Ist schließlich eine Knoblauchsuppe, und da muß ordentlich Knoblauch rein. Ist ja auch gesund. Und hält Fliegen und lästige Mitmenschen fern. Dummerweise sind auch die an sich gar nicht so lästigen Mitmenschen nicht sonderlich begeistert. Das ist auch einer der Gründe, warum es bei mir nicht so oft Knoblauchsuppe gibt. Und ein anderer - wie gesagt - ist die Zubereitungszeit. Da greif ich dann doch meistens lieber zu einer Tüte Maggi Kleistermasse... äh... Meisterklasse. Geht eben schneller und schmeckt auch. An dieser Stelle liegt aber leider auch das Problem. Denn wer weiß heutzutage noch, wie man eine richtige Suppe kocht? So eine Rindfleischsuppe zum Beispiel. Also so eine, wo man noch alle Zutaten selber und einzeln kauft, wäscht, schneidet und kocht? Na? Ich zum Beispiel nicht. Meine Rindfleischsuppen kommen entweder aus der Tüte oder aus dem Glas, und werden meistens auch noch mit dem einen oder anderen Brühwürfel verfeinert. Aber so eine richtige Rindfleischsuppe, wo am Anfang auch das Fleisch noch roh ist? Keine Ahnung. Ich wüßte noch nicht einmal, ob ich das Fleisch vorher anbraten oder anschmoren muß, oder ob ichs einfach nur kochen muß, und wenn ja, in Wasser oder worin sonst. Rindfleischbrühe kenn ich auch nur in Pulver- oder Würfelform. Keine Ahnung, wie man die selbst herstellt. Ich glaube, das wissen heute nicht mehr viele Leute. Abgesehen natürlich von denen, die es wissen müssen, weil sie es gelernt haben. Köche zum Beispiel, oder Hauswirtschafterinnen... Aber sonst? Ich glaube, wenn ich heute mal meinen Briefträger oder Bankangestellten frage, wie man eine Rindfleischsuppe kocht, wird der mich an Maggi oder Knorr verweisen. Klar, Tüte auf, rein ins Wasser und umrühren, ganz einfach.
Nur was macht man, wenn man keine Tüten parat hat? Dann steht man dumm da. Das Problem hatte ich vor nicht all zu langer Zeit. Da hatte nämlich mein Vater aus dem Gefrierschrank im Keller ein vermeintliches Kilostück Rinderherz gezaubert, das sich bei genauerer Betrachtung allerdings als ein Stück Steakhüfte entpuppte. Und das mußte jetzt natürlich gegessen werden, schließlich war es schon aufgetaut, und zum wegschmeißen ist sowas einfach zu schade. Also gabs Steak für die ganze Familie. Problem hierbei war nur das Überraschungsmoment, mit dem die Steakhüfte aufgetaucht war. Jetzt gabs nämlich keinen Salat dazu, und Kroketten waren auch nicht aufzutreiben. Und so ein Steak ganz ohne alles macht nur halb so viel Spaß. Also dachte ich mir, machste mal wenigstens eine Pfeffersoße dazu, wir haben ja das Soßenpulver im Schrank. Dachte ich. Aber nix wars. Der Schrank war zwar voll mit diversesten Tütensuppen, Tütensoßen, Soßenwürfeln und ähnlichem, nur Pfeffersoßenpulver war aus. Ganz toll. "Dann mach die doch selbst, ohne Pulver!", sprach Vattern. Ja nee, klar... und wie?! Da stand ich dann, mit zwei Gläsern eingelegter roter und grüner Pfefferkörner und einer Tüte schwarzer und weißer Pfefferkörner. Die mußten da rein, so viel war mir immerhin schon klar, denn eine Pfeffersoße muß auch ordentlich Pfeffer beinhalten (nich wahr, Ines? *g*). Nur wie mach ich jetzt die Soße?! Um es auf den Punkt zu bringen, ich war völlig aufgeschmissen ohne meine Fertigsoße aus der Pulvertüte. Schwaches Bild, ich weiß...
Aber nicht nur in der Küche hat sich die Menschheit inzwischen wohl an die Produkte der Industrie gewöhnt, die das Leben leichter machen sollen. Im Badezimmer gibts das Problem auch. Da nennt es sich "Einhandarmatur". Solche einhändig bedienbare Wasserhähne haben wir in unserem Badezimmer mittlerweile seit sicher gut und gern 15 Jahren. Irgendwann hatte der gute alte Wasserkran eben ausgedient. Aber nur im Bad, an anderen Stellen im Haus haben wir noch diese niedlichen Dinger, die man auf und wieder zu drehen muß. Und genau da beginnt auch mein Dilemma. Manchmal stehe ich nämlich wie der vielzitierte Ochse vorm Berg vor dem Wasserkran und frage mich "In welche Richtung ging der nochmal zu?!" Sicher, man sollte meinen, das sieht man doch, ob der Kran jetzt zu oder auf ist. Tut man aber nicht, jedenfalls nicht immer. Zum Beispiel nicht bei den beiden Wasserhähnen für die Waschmaschinen im Keller, oder bei dem Hahn für die Spülmaschine in der Küche. Denen sieht man nicht an, ob sie jetzt auf oder zu sind. Da rauscht nichts, da plätschert nichts, man sieht und hört nichts. Und ich steh dann davor und überlege. Daß ich in eine Richtung nicht weiterdrehen kann, das merke ich immer schnell. Aber heißt das jetzt, das Ding ist ganz zu oder ganz auf? Früher, vor dem Einzug der Einhandarmatur, da wäre das alles kein Problem gewesen, da hätte ich wohl schon aus Angewohnheit und Reflex den Kran in die richtige Richtung gedreht. Nur heute haue ich eben aus Reflex nach dem Pinkeln nur einmal unter den Hebel der Armatur, und das Wasser läuft. Und wenn ich fertig bin mit Hände waschen, dann hau ich einmal von oben auf den Hebel, und das Wasser läuft nicht mehr. So einfach ist das eben. Nur vor diesem Wasserkran stehe ich immer und weiß nicht wohin. Denn wie gesagt, Convenience macht doof. Mich auch.

Stimmung: okay... ~*~ Musik: ./.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

nich wahr, Ines? *g* <-- *lol* oh ja!^^

8/24/2006 6:16 PM  

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