Tuesday, August 22, 2006

Die hohe Kunst, sich zu entscheiden

Heute habe ich mich mal wieder aus dem Haus und zum Einkaufen bewegt, zusammen mit meinem kleinen Auto. Vormittags natürlich, damit wir auch unseren Parkplatz zurückkriegen, wenn wir wiederkommen. Zunächst ging es also mal zu Extra, die Zeitung für Vattern, was zu essen für mich und Hühnerherzen für Hilli kaufen. Und bei der Gelegenheit auch gleich noch leere Kästen wegbringen (sprich: Pfandgeld einkassieren) und zur Post. Selbstverständlich generalstabsmäßig vorausgeplant und durchorganisiert. Ist so eine Macke von mir, hat sich aber bewährt. Spart vor allem Zeit und Nerven. Immer vorausgesetzt natürlich, daß nicht irgendwas oder irgendwer meine Pläne durchkreuzt. Auf dem Extra-Parkplatz war es ein Opa, der sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, ob er sein Auto abgeschlossen hatte und jetzt getrost in den Laden gehen konnte, oder eben nicht. Dummerweise dachte er mitten auf der Straße darüber nach, sodaß meinereiner erstmal anhalten mußte. Nun gut, ich gehöre nicht zu den Proleten, die gleich bei erster Gelegenheit auf die Hupe hauen (wer weiß, hinterher erschreckt sich Opilie, kriegt nen Herzkasper und ich bins noch gewesen!), also stand ich erstmal eine knappe halbe Minute da in der Gegend herum und grummelte vor mich hin. Sicherheitshalber auf Englisch, man weiß ja nie, vielleicht hat Gramps da doch noch ganz gute Ohren (oder ein funktionierendes Hörgerät). Hinter mir allerdings kam dann doch so ein Prolet angefahren, der auch gleich mal zeigen mußte, daß in seiner Hämorrhoidenschaukel die Hupe serienmäßig eingebaut ist. MÖÖÖÖHP! Das hörte dann auch Opilie und räumte mit seinem Einkaufswagen die Straße. Herzlichen Dank. Somit fuhr ich also weiter und konnte sogar einen meiner Lieblingsparkplätze in Beschlag nehmen, einen von denen in der Mittelreihe ganz hinten, wo man so schön vorwärts rein- und auch vorwärts wieder rausfahren kann. Passt perfekt! Also die beiden leeren Kästen aus dem Kofferraum geholt, die Post mitgenommen und ab dafür zum Laden. Ging gleich gut los, die Post paßte nicht durch den Schlitz vom Briefkasten. Also gut, geb ichs halt drinnen am Schalter ab. Der Leergutautomat konnte sich dann auch nicht dazu durchringen, beide Kästen anzunehmen, also konnte ich den einen Kasten erstmal zurück ins Auto bringen. Ganz großes Kino... Aber gut, wer nicht will, der hat schon. Also zum Postschalter, artig hinter der Oma anstellen, die anscheinend gerade ein Care-Paket an die Enkel aufgeben will. Das Paket war ja schnell abgefertigt, aber dann kam der Oma noch der Gedanke, daß sie ja auch gleich mal noch ein paar Briefmarken mitnehmen könnte. "Aber Schöne, bitte!", hieß es. Und dann kam die Auswahl... und die Qual der Wahl... und sie schwierige Phase der Entscheidungsfindung, welche Briefmarken denn jetzt "schön" sind und nebenbei auch noch den entsprechenden Zweck erfüllen. Wieder einmal ganz großer Stummfilm... Und man sollte auch nicht meinen, daß der knötterige Tuppes vom Postschalter sich mal ebendort hinbewegt hätte, um vielleicht mit seiner Kollegin zwei Kunden zeitgleich bedienen zu können. Mitnichten. Irgendwann hatte sich die Oma dann doch für ein paar Briefmarken entschieden und ich wurde auch meine zwei Briefe los. Zum Glück wird man vom vielen Stehen nicht kleiner, sonst hätte ich wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr über den Schalter gucken können. Im Laden selbst war der Einkauf schnell erledigt, eine Zeitung, eine Tüte Salat, eine 10er-Box Milchschnitte, fertig. Hühnerherzen waren aus, Hühnermägen gabs auch nicht, also mußte sich Hilli wohl gedulden. Im Vorbeimarsch an der Wursttheke kam ich dann wieder in den Genuß einer schwierigen Entscheidungsfindung. Hat mich irgendwie an Herbert Knebels Monolog erinnert... "Kennen sie Schlangen?!" Yep... Sogar nach Schwartemagen frug das Fraumensch an der Theke. Meinen kurzen Gedanken an eine Ladung frischen Aufschnitt habe ich in diesem Moment wieder begraben. Denn wie gesagt, wenn man vom vielen Stehen kleiner würde... Wahrscheinlich hätte mir die nette Verkäuferin dann noch eine Scheibe Fleischwurst angeboten. Also trollte ich mich aufschnittfrei zur Kasse, wo ausnahmsweise mal alles glatt ging, und machte mich auf den Weg zum Hermes-Shop, um drei Pakete abzugeben. eBay läßt grüßen, und Hermes ist eben billiger als die Post. Unser Hermes-Shop hier ist in einer kleinen Textilreinigung untergebracht, sogar mit eigenem Parkplatz. Der war natürlich besetzt, klasse. Also mal eben kackendreist im Halteverbot geparkt. Geht ja schnell. Dachte ich. Aber Irrtum. Kurz vor mir hatte nämlich eine Dame den Laden betreten, die offensichtlich ihren halben Schuhschrank neu besohlen lassen wollte. Und zwei Paar Schuhe ihres Gatten gleich noch mit. Und da begann dann auch schon das Dilemma. Welche Sohlen sollte sie denn nehmen? Leder oder Gummi? Was ist denn besser? Und was kostet das? Und reichen die Absätze oder muß es eine ganze Sohle werden? Und an dem einen Paar müßten ja die Spitzen gemacht werden, weil sie ja beim Einkaufen immer vor die Räder vom Einkaufswagen tritt. Wie sie das anstellt, ist mir persönlich ein Rätsel, denn so nah beieinander sind die Räder ja nun wirklich nicht... Meine Arme wurden derweil immer länger, die Pakete hatten schon ihr Eigengewicht. Schundromane, Videokassetten, Schuhe... wiegt einiges, und wird mit der Zeit immer schwerer. Und man sollte auch nicht glauben, daß die gute Frau mit dem mitgeführten Schuhschrank sich mal zwischen Leder- und Gummisohlen entscheiden konnte. Mittlerweile rollte auch die Dame von der Textilreinigung merklich mit den Augen, die konnte sich wohl auch was besseres vorstellen. Kann mans ihr verdenken? Nicht wirklich. Deren Geduld hätte ich manchmal gerne. Ich werde in solchen Situationen ja sehr schnell schnippisch. Vor allem dann, wenn man mir auch noch mit ewigen, wenig interessanten Anekdoten einen Knopf an die Backe schwallert. So ein aufgezwungenes Gespräch. Da kann ich gar nicht mit. Und die Dame von der Textilreinigung scheinbar auch nicht. Die war auch froh und dankbar, als die Schuhschrank-Tante sich endlich entschieden hatte und das Feld räumte. So ein Hermes-Kunde ist doch wesentlich schneller abgefertigt. Und ich hatte auch nicht den Bedarf, der guten Frau noch eine Karte ans Ohr zu quasseln. Ich stand ja schließlich immer noch im Halteverbot! Und wer weiß, manchmal kriechen die Geierwallis ja aus den unmöglichsten Löchern... Mit anderen Worten, ich war in Eile. Und dementsprechend schnell war ich dann auch wieder zu Hause. Und da mußte eigentlich nur noch eine Entscheidung getroffen werden: Marmeladebrot oder Salat?

Stimmung: joah, passt... ~*~ Musik: John Corbett - Bottle of Whiskey

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Also mir zeigen die auch immer tausend schöne Marken am Schalter "Da können Sie sich die Schönsten raussuchen!" *g* Allerdings ist mir ziemlich egal wie die Aussehen, will die ja nicht behalten, die sollen ja nur auf die Briefe - und möglichst selbstklebend sein, damit ich die nicht erst ablecken muss ;)
In diesem Sinne, schlaf gut!^^

8/22/2006 10:46 PM  

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