Sunday, August 06, 2006

Mamas Taxi oder Liegendabfahrt leicht gemacht

Was mag mich wohl geritten haben, ja zu sagen, als fernmündlicherweise um kurz nach elf die Anfrage erging, ob ich wohl meine Eltern von der Geburtstagsfeier in der Stadthalle abholen könnte? Man weiß es nicht... aber ich habe wohl ja gesagt, anders ist es nicht zu erklären, wieso ich mich um viertel vor Mitternacht nochmal in mein Auto geklemmt und Taxi gespielt habe. Nun gibt es ja doch nichts schöneres, als abzufahren mit der immerwährenden Frage im Hinterkopf "Ist mein Parkplatz auch noch frei, wenn ich zurückkomme?!" Und diese Frage stellt sich mir schon, wenn ich noch nicht einmal auch nur den entferntesten Plan habe, überhaupt irgendwo hin zu fahren. Mein Parkplatz und ich... eine unendliche Geschichte. Der gemeine Parkplatz und ich, wir passen nicht zusammen. Nicht, wenn der Parkplatz nicht mindestens die 2,5fache Länge meines Autos hat. Noch lieber gleich die ganze Straßenseite... so nach dem Motto "rechts ranfahren, bremsen, Handbremse anziehen, Motor aus, steht!" Gibts leider viel zu selten. Dank der stetig wachsenden Zahl an Nachbarsblagen, deren ebenso steter Alterung und der damit verbundenen ebenfalls steigenden Zahl an Führerschein- und Autobesitzern in dieser Straße wird ein Parkplatz in der passenden Dimension langsam aber sicher zu einem seltenen Gut. Vielleicht sollte ich mir nächstes Mal einfach mit Mülltonnen und Flatterband einen Parkplatz freihalten. Nach dem Motto "Umzug! Vielen Dank für ihr Verständnis!" oder "Bitte 10m Rangierabstand halten!"
Aber halt, Parkplätze waren gar nicht das Thema... Ich schweife ab. Das kann ich gut.
Vielmehr ging es ja um diese Geburtstagsfeier... Ein 60ster wurde gefeiert, wenn mich nicht alles täuscht. Doch, es waren auch bekannte Gesichter da, und damit meine ich nicht nur meine Eltern. Allerdings hatte ich den Großteil dieser bekannten Gesichter auch schon seit Jubeljahren nicht mehr gesehen... Man wird alt. Ich auch. Und trotzdem noch wiedererkannt. Muß an der großen Klappe liegen... Man schwelgte in Erinnerungen. Kommt bei rum, wenn die von damals bekannte kürbisköpfige Heulboje mit dem Brüllorgan einer Sirene aus dem Kalten Krieg (Merkt man was? Auch ich war ein häßliches Baby. Genau wie alle anderen Babys dieser Welt auch! Der Ausspruch "Was für ein niedliches Baby!" entstammt ganz offensichtlich einer ernsthaften Augenerkrankung des Betrachters oder einem irreparablen Anfall geistiger Umnachtung...) plötzlich, um 23 Jahre gealtert, im Raume steht und zum Aufbruch drängt. Kinderärzte wurden wieder ein Thema. "Ich war ja immer bei Frau Dr.Sommer!", rief meine Mutter den Anwesenden in Erinnerung. Doch, die Frau hieß wirklich so, meine Mutter holte sich nicht etwa pädiatrische Ratschläge bei subversiven Jugendzeitschriften... Und ein Fakt war das auch... sie ging wirklich immer zu Frau Dr.Sommer. Dummerweise nahm sie mich jedes Mal mit. Und das bis ins hohe Alter. Ich glaube, man hat mich erst mit 12 oder 13 zu einem richtigen Arzt gehen lassen. Ob das nun daran lag, daß ich aus dem Alter für Kinderarztbesuche raus war, oder daran, daß Frau Dr.Sommer bereits in der Schublade nach einem Löffel zum abgeben suchte, lasse ich dahingestellt.
Auch andere Themen wurden wieder aufgewärmt... Schule zum Beispiel. Ehrlich, da ist man froh, nach insgesamt 16 Jahren Schule (4 Jahre Grundschule, 9 Jahre Gymnasium und 3 Jahre Berufsschule) endlich mit derlei Anstalten nichts mehr zu tun zu haben, da werden die alten Kamellen wieder aufgewärmt! Irgendwas läuft doch da schief...
Urlaub war auch ein Thema. Immerhin mal eins, wo ich nicht mitreden konnte. Urlaub... wann hatte ich den letzten? Lang, lang ists her... Aber man macht das Beste draus. Und ab heute mittag ist Heimurlaub. Die lieben Eltern kommen nach Holland, für drei Wochen. Ruhe, himmlische Ruhe.
Dann war er aber doch da, der Zeitpunkt der Abfahrt. Aus dem geplanten Liegendtransport wurde nichts, Mutter bestand darauf, daß die Rückbank wieder hochgeklappt wurde. Na gut... Schalten war auch nicht so einfach, Vattern sein Knie war laufend im Weg. Irgendwie ist er nicht gebaut für den Beifahrersitz im Micra... Und diese Ausfahrt vom Parkplatz, zwischen den zwei Pollern durch, hätte für mich auch noch ein Stückchen breiter sein dürfen. Ich bin eben ein Freund von Sicherheitsabstand... "Da paß ich mit dem Sprinter zweimal durch!", hollerte es auch prompt vom Beifahrersitz. Natürlich. Der Mann wendet auch einen Flugzeugträger in einer Teetasse. Daß besagter Sprinter beidseitig etwa auf Pollerhöhe derlei Dellen hat, daß man meinen könnte, jemand habe das berühmte eckige Schwein mit 50 km/h durch das nicht minder berühmte runde Loch geschoben, bleibt ebenfalls in der Weite des Raumes stehen...
Abfahrt also durch die Alsenstraße... "Hier ist aber keine 30-Zone!", kam es von rechts. Ja und?! Darf ich wohl trotzdem 30 fahren, wenn hinter mir sowieso niemand ist? "Hast du auf der CD auch Bruce Springsteen drauf?", frug es aus dem Fond. Verfreilicht... "Dann mach ma!" Auch dieses... also Zufahrt auf die B7 mit einer Hand am Radio, der anderen am Lenkrad, und das alles diesmal mit mehr als 30 km/h. "Mach ma lauter!", kam es wieder von hinten. "Aber nicht so laut!", brummelte es von rechts, und das Gefummel am Radio begann. Dazu die sich aufdrängende Frage "Was macht sie da hinten? Pfeift sie mit, kocht sie Wasser oder verliert sie nur Luft?!" Nein, sie pfoff wohl mit. Nicht zu Bruce Springsteen allerdings...
Freie Fahrt über die Kohlstraße, endlich glatter, frischer Straßenbelag, ein Traum in Asphalt! Auf meine vorsichtige Anmerkung betreffs eines Parkplatzes kam natürlich gleich von rechts: "Wie viele Panzer willst du denn da reinparken?!" Nun ja. Sagen wir mal so, hätte ich einen Panzer, hätte ich das Parkplatzproblem nicht. Die Nachbarn hätten dann lediglich sehr flache Autos. Aber ob man es glaubt oder nicht, mein Parkplatz war noch da. Sogar gewachsen war er! Also, rechts ranfahren, bremsen, Handbremse anziehen, Motor aus, steht!

Stimmung: müde... ~*~ Musik: Rosanne Cash - September when it comes

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