Wednesday, August 02, 2006

Auf zur Tour!

Die Deutschland-Tour fährt durch Wuppertal... Sowas nennt sich Gelegenheit! Wenn man schon nicht live bei der Tour de France dabei sein kann (meiner Meinung nach sowieso das Einzige, was eine Reise nach Frankreich reiz- und sinnvoll machen würde), dann geht man eben bei der Deutschland-Tour gucken, vielleicht nicht so groß und pompös, aber doch eine feine Erfahrung, vor allem wenn man dazu nur zehn Minuten laufen muß.
Auf ging es also um kurz vor zwölf Uhr, und schon nach 50 Metern ging der Regen los. Was red ich, Regen... Sintflut! Freude... Aber egal, wer Wuppertaler ist, der kennt auch Regen und läuft einfach weiter, und so stapfte ich fröhlich weiter den Berg rauf, durch den Wald am Sportplatz vorbei und zielstrebig auf die angepeilte Straßenkreuzung zu. Die Sintflut war immer noch fröhlich im Gange und ich bis auf die Knochen nass, aber he, wenn Leute bei dem Wetter Fahrrad fahren, dann kann man auch bei dem Wetter den Leuten beim Fahrrad fahren zugucken!
An der Kreuzung Kohlstraße/Hans-Böckler-Straße angekommen, durfte ich gleich Zeuge des Verkehrsdirigats eines Wuppertaler Polizisten werden, welches den umstehenden Leuten doch den einen oder anderen Schmunzler und Kommentar entlockte. Und das nicht ganz zu Unrecht... Nach welchem System der gute Mann die Autofahrer an der Kreuzung in die verschiedenen Richtungen sortierte, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben, Fakt ist allerdings, daß anderswo bei einer großen Rad-Rundfahrt die Verkehrsregelung besser organisiert ist und auch schon mal Straßen vollständig gesperrt werden... Immerhin, die Sonne kam wieder raus, ein Lichtblick im wahrsten Sinne des Wortes.
Nun denn, nach dem mehr oder minder erfolgreichen ersten Akt des Verkehrsdirigats kündigte sich dann auch schon die Werbekolonne an, angeführt von Edeka-Autos, aus deren Fenstern so nette Kleinigkeiten wie Käse, Würstchen, Mützchen, aufblasbare Wink-Handschuhe und ähnliche Souvenirs gesegelt kamen. Die knallgelbe Edeka-Mütze, die mir genau vor den Füßen landete, war zwar nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte, aber angesichts des Wetters durchaus ein willkommenes Geschenk. Ein Spiegel war zum Glück nicht in der Nähe, so daß ich nicht feststellen konnte, wie bescheuert ich mit dieser Mütze auf dem Kopf wohl ausgesehen haben mag...
Es folgte der zweite Akt des Verkehrsdirigats, ebenso ein Hingucker wie er der erste... Diesmal wurden Linienbusse in ihren Haltestellen festgepinnt und eine Kolonne Autos aus Richtung Westfalenweg kommend einfach auf der Straße zum Parken verdonnert. Ob die Leitung der Deutschland-Tour wohl wußte, daß hier die Straße ungeplant verengt wurde? Der dirigierende Polizist bemerkte seinen Irrtum nach etwa einer Viertelstunde, es war gegen 12:25 Uhr, und scheuchte die bis dahin geparkten Autos inklusive ihrer Fahrer die Kohlstraße hinunter. Ob die Glücklichen wohl immer noch glücklich waren, als sie weiter unten auf der Kohlstraße in die Vollsperrung wegen Straßenbauarbeiten gerieten? Man weiß es nicht...
Zwischendurch ein Anruf, wer sollte es anders sein als Herby... "Hast du die Radfahrer schon gesehen?" - Nein, man wartet noch... "Wo stehst du denn?!" - Auf meinen einzig trockenen Körperteilen, wie immer... "Warum stehst du denn nicht am Raukamp in der Kurve?" - Weil ich leider nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann, auch wenn ich gerade heute gerne würde... "Hast du noch Müll?" - Was für eine Frage...
Nebenbei die ersten Kiddis mit Deutschland-Flaggen... Anscheinend hält dieser Partyotismus von der WM immer noch an... Aber nein, danke, auch wenn ich einige deutsche Radrennfahrer mag, mit so einer Flagge wird man mich niemals sehen! Zwischendurch schossen immer wieder Polizeimotorräder und zur Tour gehörige Autos vorbei, doch von den Radrennfahrern war noch immer nichts zu sehen. Man wartete geduldig... "Als Rentner hat man ja auch mehr Zeit!", tönte es zwei Meter links neben mir aus dem Munde einer älteren, mit einem Knirps bewaffneten Dame. Richtig, als Arbeitsloser auch, dachte ich so bei mir, verkniff mir aber, meine Gedanken in Worte zu fassen. "Aber nachher nicht bei Quickstep klatschen, das ist Laminat!", hörte ich rechts neben mir einen Herrn zu seinen Kollegen und Kolleginnen sagen. Ob das wohl der Erste Offizielle Parkettfanclub Deutschlands war? Man weiß es nicht...

12:45 Uhr, ein Hupkonzert aus Richtung Westfalenweg kündet das Ende der Wartezeit an... Jetzt kommen sie! Also, Haltung annehmen, Hände aus den Hosentaschen und anfeuern! Der ganze Pulk schießt vorbei, mit einer Geschwindigkeit, die ich bei so einem Wetter noch nicht einmal mit dem Auto fahre (und mit dem Fahrrad zugegebenermaßen auch niemals erreichen würde... öhem...), gefolgt von Begleitfahrzeugen, Motorrädern, Krankenwagen, Offiziellen, und zu guter Letzt, wie sich das gehört, vom Besenwagen. Selbiger hatte tatsächlich einen Besen an der Beifahrertür hängen... Gaffa hält eben nicht nur die Welt zusammen. Und schwubbs, vorbei war sie, die Deutschlandtour... Das hinterste Ende der ganzen Kolonne bildete dann noch ein Lieferwagen, der genau vor uns an der Ampel hielt und aus dem ein unheimlich dynamischer Mensch raushopste, das an der Ampel befestigte Hinweisschild abpflückte und wieder in den Sprinter hopste. Und dann war sie wirklich vorbei, die Tour... Hatte irgendwie was von Achterbahn fahren, erst wartet man eine halbe Ewigkeit, und dann ist in zwei Minuten alles vorbei. Aber schön wars trotzdem!

Stimmung: nass, aber gut! ~*~ Musik: Cross Canadian Ragweed - Brooklyn Kid

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