Thursday, July 10, 2008

Zur Lustigen Lötstelle

oder "Wie man beschäftigt aussehen kann, obwohl man einen äußerst entspannten Arbeitstag verlebt und sich zeitgleich vor ungeliebten Aufgaben im Lager drücken kann".
Schöner Titel. Und vor allem aussagekräftig. Wir haben ja derzeit diese Zeitphase, die gemeinhin gern als "Sommerloch" bezeichnet wird. Dieses Sommerloch macht sich vor allem auf der Arbeit bemerkbar. Man hat nämlich so gut wie nichts zu tun, aber eine ganze Menge Leute, die was zu tun suchen. Mit dem Sommerloch gehen meistens auch Visionen des Chefs einher. Das ist in diesem Jahr nicht anders. Unser Chef hat wieder einmal die Vision eines aufgeräumten Lagers. Zugegeben, es gibt einiges zu tun da unten, Kabelwände schick machen, Lautsprecher neu anstreichen, Stahlseile sortieren, Lampen putzen... Und genau so muß ich zugeben, daß nichts, aber auch wirklich gar nichts davon zu meinen Lieblingsbeschäftigung(stherapi)en gehört. Aber irgendwie muß man seine acht Stunden täglich schließlich überbrücken. Oder man feiert DayOffs ab. Aber davon hab ich nicht mehr so viele, und die letzten würde ich mir schon gerne noch aufheben für Zeiten, wo ich sie brauchen kann. Ende des Monats hab ich sowieso Urlaub, da muß ich jetzt nicht auch noch vorher abpimmeln bis der Arzt kommt.
Was macht man also, wenn man was zu tun braucht, sich aber nicht gleich als Aufräumer im Lager betätigen will? Richtig. Man spielt Lötie, verschwindet in der beschaulichen Werkstattecke und schwingt den Lötkolben. Mir fiel nämlich gerade noch rechtzeitig ein, daß ich ja mal eine Rackblende angefangen hatte... Das dazugehörige Rack ist noch gar nicht existent, aber was solls. Irgendwann kommt es, und wenn es da ist, möchte es hübsch verblendet und verstrümpelt werden. Also ran an die Blende. Mein Problem ist nur, daß ich viel zu schnell löte. Wenn ich in normalem Tempo losgelegt hätte, wäre ich in einem halben Tag fertig gewesen. Aber da wollte ja eine ganze Woche irgendwie verbracht werden... Also langsam löten. Und zwischendurch auch noch mal was anderes machen. Speakon-Adapter schrauben vielleicht. Oder mal die ganzen Kabel in der "Defekte Kabel"-Kiste durchgucken und reparieren. Oder mit Nadja zur Stadthalle fahren, eine TCS-Anlage abholen und dabei feststellen, daß jemand ein 20m Speakon-Kabel kaputtgemacht hat. Daraus dann viele kleine Kabel machen. Oder mal wieder Y-Adapter für die Adapterkoffer bauen. Und dabei den Lötkolben mit allen Mitteln gegen andere Interessenten verteidigen. Solche wie den neuen Langzeitpraktikanten. Entsetzlich, immer diese Leute, die auch mal löten wollen... Hier kann doch nicht jeder einfach löten wollen! Wo sind wir denn?! Das ist meine kleine, heile Lötstellenwelt!!! Und wenn jemand dann auch noch so langsam und ungeschickt lötet, kann ich sowieso wieder nicht an mich halten und übernehme ganz schnell wieder selbst. Löten darf nur ein ausgewählter, kleiner Personenkreis. Von mir ausgewählt, logischerweise. Micki dürfte, aber der mag nicht. Matze dürfte auch, aber der hat grad Urlaub und ist außerdem von meinen Lötstellen immer so begeistert, daß er mich gleich wieder anwirbt. Nadja darf auch. Mit der kann man auch im Duett löten. Haben wir heute gemacht, einen NF 8Ch. Baum... Gut, ich hab am einen Ende gelötet und sie hat das andere Ende vorbereitet. Aber vorbildlich und sauber. Und die Test-Lötung am letzten Stecker sah auch gut aus. Langsamer als ich zwar, aber mit etwas Übung... Ich bin da zuversichtlich. Morgen darf sie mich vertreten, da hab ich frei. Auf den NF 4Ch. Baum bin ich gespannt. Und darauf, wie's am Montag in meiner kleinen Ecke aussieht. Es gibt - oder eher gesagt gab - ja jemanden, der gerne ein unglaubliches Chaos hinterlassen hat. Dagegen war Dresden '45 ein Kinderspielplatz. Und die Speakon-Adapter, die dabei rauskamen, waren auch für den Arsch. Sahen scheiße aus und haben nicht funktioniert, mussten mitten auf der Baustelle noch umgeschraubt werden. Zum Glück waren's Speakons zum Schrauben und keine NFs zum Löten, sonst hätten wir reichlich blöd da gestanden...
Jetzt hab ich noch zwei Wochen bis zu meinem Urlaub. Ein Tag davon bin ich in der Stadthalle. Bleiben immer noch neun Tage in der Firma, und die Frage, was mach ich da so lange? Die Rackblende ist fertig. Der 8 Ch. Baum ist auch fertig. Einen 4Ch. Baum hab ich heute auch gebaut. Vielleicht noch ein paar NF Y's... Oder mal was Exotisches, vielleicht Klinke - RCA... Bei den vielen Kabeln, die ich heute noch als Meterware gefunden hab, da ist noch einiges möglich.
Ich würde mich ja auch den defekten Geräten widmen, wenn ich denn wüßte, was sie haben... Fehlerbeschreibungen sind eben so eine Sache. Sehr gerne landen Geräte in der Ecke mit dem Vermerk "Defekt", "Kaputt" oder "Geht nicht"... Super. Da kann man unheimlich viel mit anfangen, wenn man über eine Reparatur nachdenkt. Schöner wäre ja sowas wie "Fader 3 abgebrochen" oder "Basspoti kratzt" oder auch "Kurzschluss an Pin 2 und 3 der Input-Buchse" gewesen. Da weiß man wenigstens, woran man ist, wo man den Fehler suchen muß und wie man ihn beheben kann. Ich bin zwar nicht Löti (der Mann muß ein Genie gewesen sein), aber so könnte ich wenigstens einschätzen, ob ich's reparieren kann oder ob das zu richtigen Fachleuten in die Werkstatt muß. Aber "Kaputt" kann ja alles heißen... Vielleicht bessert sich das irgendwann mal. Ich darf ja auch mal Visionen haben...

Stimmung: schon schön ~*~ Musik: The Hooters - All You Zombies

2 Comments:

Anonymous Anonymous said...

ich hab zwar noch nie gelötet, aber klingt auf jeden fall interessanter als lager aufräumen! *g*

7/10/2008 10:20 PM  
Blogger SisqoKid said...

ist es auch *gg* kann ich nur empfehlen! sehr entspannt und entspannend, wenn einen der geruch von dem flussmittel im lötzinn nicht weiter stört... *ggg*

7/10/2008 10:38 PM  

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